


In Deutschland wird regelmäßig über die Flüchtlinge, die täglich in Deutschland ankommen, und die damit verbundenen Herausforderungen für Städte und Kommunen berichtet. Oft wird dabei von einer „Flüchtlingswelle“ gesprochen, die auf die Bundesrepublik trifft. Doch schaut man einmal über die europäischen Grenzen hinaus in die autonome Region Kurdistan im Nordirak, so wird deutlich, wie unverhältnismäßig das Wort „Flüchtlingswelle“ für ein Land wie Deutschland mit über 80 Millionen Einwohnern ist: Im Nordirak leben derzeit ca. 4,8 Millionen Einwohner und ca. 1,8 Millionen Flüchtlinge.
Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, hat der Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel den Gouverneur der Region Dohuk, Farhad Atrushi, nach Deutschland eingeladen. Serdar Yüksel lernte den Gouverneur bereits Anfang des Jahres in Dohuk kennen, wo er gemeinsam mit der Caritas Flüchtlingshilfe Essen im Rahmen der Initiative Flüchtlingsdorf Ruhrgebiet/NRW ein Containerdorf gebaut hat.
Am Dienstag, 17. November 2015, empfing die Landtagspräsidentin Carina Gödecke Gouverneur Atrushi im Landtag Nordrhein-Westfalen. Die Landtagspräsidentin dankte dem Gouverneur für seinen Einsatz für die Geflüchteten und auch für die Unterstützung des Flüchtlingsdorfs Ruhrgebiet/NRW. Sie mahnte jedoch an, dass alle Beteiligten weiterhin intensiv an einer Lösung der Konflikte in der Region arbeiten müssen und es gilt, zukünftig gemeinsam verstärkt Anstrengungen zu unternehmen, um Fluchtursachen direkt zu bekämpfen.
Bei einem anschließenden Mittagessen im Landtag nahmen auch der Abgeordnete Felix von Grünberg, der Stellvertreter des Gouverneurs und die Leiterin des Flüchtlingscamps in Domiz teil. Nach einem Bericht über die Fortschritte beim Flüchtlingsdorf Ruhrgebiet/NRW berichtete der Gouverneur von der Situation vor Ort und bat um weitere Unterstützung, nicht nur bei der Unterbringung der Flüchtlinge, sondern auch für die eigene Bevölkerung. Die Wirtschaftskrise hat das Land schwer getroffen und die Arbeitslosigkeit nimmt insbesondere den jungen Menschen jegliche Perspektive in der Region.
„Ich freue mich sehr, in Gouverneur Atrushi einen großen Unterstützer für unser Flüchtlingsdorf-Projekt in Dohuk gefunden zu haben. Meine Besuche vor Ort haben aber gezeigt, dass die Region viel mehr Hilfe braucht, um den Wachstum zu unterstützen und den Menschen vor Ort eine Perspektive zu geben. Wir in NRW werden die Region Dohuk bei der nachhaltigen Entwicklung unterstützen. Unser Bundesland kann durch Städtepartnerschaften und Kooperationen mit Universitäten einen wichtigen Beitrag leisten und dafür werden wir uns einsetzen“, versichert Serdar Yüksel.
Der Gouverneur ist für insgesamt 5 Tage in Deutschland. In Nordrhein-Westfalen wurde er unter anderem von den Schirmherren Klaus Engel und Karola Geiß-Netthöffel empfangen. In Berlin führt er weitere Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern im Bundestag und in Ministerien, sowie mit Stiftungen und Organisationen über die Lage in der autonomen Region Kurdistan.