Nein heißt Nein! Gewalt gegen Frauen hat in unserer Gesellschaft keinen Platz – weder in der Öffentlichkeit noch Zuhause

Seit Jahrzehnten steht am internationalen Frauentag die Forderung der Abschaffung von Diskriminierung und Benachteiligung von Frauen im Zentrum der Feierlichkeiten und Debatten am 8. März.

Für die Gleichberechtigung von Frauen wurde bereits viel erreicht, dennoch existiert sexuelle Belästigung und sexualisierte Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft nach wie vor in hohem Maße. 35% der Frauen über 15 Jahren in Deutschland haben bereits einmal körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren, 24% sind sexuell belästigt worden. Diese erschreckend hohen Zahlen sollten uns alle antreiben, Lösungswege zu finden und ein gesamtgesellschaftliches Umdenken herbeizuführen – auch in Nordrhein-Westfalen. Im Landtag wird ein Untersuchungsausschuss die Geschehnisse in Köln genau prüfen. Doch eine parlamentarische Aufarbeitung reicht nicht aus.

Rund ein Viertel aller Frauen in Deutschland hat schon einmal körperliche oder sexuelle Gewalt in einer Beziehung erlebt. Wir brauchen endlich eine Gesellschaft und Kultur des Hinsehens und der Zivilcourage. Alltagssexismus und sexuelle Gewalt sind immer noch Tabuthemen. Daher ist es umso dringender, für diese Themen eine Öffentlichkeit herzustellen, damit Betroffene die Chance auf Hilfe haben und ohne Scham und Stigmatisierung über ihre Erlebnisse sprechen können. Gleichzeitig müssen mehr Anlaufstellen für Überlebende von Missbrauch und Misshandlung geschaffen und bestehende Angebote ausgebaut werden.

Auch in der Strafverfolgung müssen lang überfällige Reformen endlich umgesetzt werden, um Lücken zu schließen. Derzeit gehen viele Täter straffrei aus, weil unsere Rechtsprechung vorsieht, dass sie entweder Gewalt anwenden oder die hilflose Lage ihrer Opfer ausnutzen müssen, damit Anklage erhoben werden kann. Das Recht muss auf der Seite der Opfer stehen und auch in Deutschland muss gelten: NEIN heißt NEIN. Es kann nicht sein, dass in Frauen in Deutschland ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung nur durch Gegenwehr ausdrücken können.

Sexualisierte Gewalt ist kein Schichten- oder Kulturproblem. Vielmehr stehen hinter dem Alltagssexismus, dem Frauen in Deutschland täglich ausgesetzt sind, veraltete Strukturen und Rollenbilder sowie ungleiche Geschlechterverhältnisse. Sexualisierte Gewalt, um Frauen in ihre Schranken zu weisen oder die eigene Macht auszuspielen, ist absolut inakzeptabel. Gleichberechtigung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die uns alle etwas angeht. Es ist daher auch die Aufgabe von Jungen und Männern, sich für eine gerechte Gesellschaft und ein gleichberechtigtes Zusammenleben zu engagieren, nicht nur am Internationalen Frauentag, sondern an jedem Tag im Jahr.